Stephan Thomae

THOMAE: Das Allgäu muss zum (Wasserstoff)Zug kommen

Der Einsatz eines Wasserstoffzugs entscheidet darüber, ob das Allgäu Vorreiter im Bereich der Wasserstofftechnologie sein wird, oder weiterhin den unrühmlichen Titel „größtes Dieselloch Deutschlands“ tragen wird“, ist sich Stephan Thomae, Allgäuer Bundestagsabgeordneter und Antreiber für eine Wasserstoffzukunftsregion Allgäu sicher. Neben dem marktreifen Coradia iLint der Firma Alstom werde der wasserstoffbetriebene Prototyp Mireo Plus H der Firma Siemens Mobility GmbH voraussichtlich ab dem Jahr 2023 auf der Strecke Stuttgart – Tübingen den Testbetrieb aufnehmen. Nun wurde bekannt, dass Siemens einen weiteren Prototypen für Bayern bauen wird. Auf welcher Strecke dieser eingesetzt wird, entscheide die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr möglicherweise noch in diesem Monat. Daher hat Thomae, der sich seit Jahren für die Wassertechnologie im Allgäu einsetzt, nun an die beiden Staatsminister einen Brief verfasst, um für den Standort Allgäu, explizit für die Strecke München-Geltendorf-Buchloe- Kempten-Oberstdorf, zu werben: „Laut einer Machbarkeitsstudie ist das Allgäu in der Lage, bis zu 1000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr herzustellen. Kritischer Faktor ist allerdings eine gesicherte Abnahme. Nachdem bislang Wasserstoff als Treibstoff noch wenig Anwendung im Alltag findet, steht und fällt die Vision einer Wasserstoffzukunftsregion Allgäu mit dem Einsatz eines wasserstoff-betriebenen Zugs. „Deswegen werde ich nicht müde, mich dafür einzusetzen“, berichtet Thomae. In seinem Brief an die beiden Staatsminister weist der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion unter anderem darauf hin, dass die Region unter dem Gesichtspunkt der Topographie und der Topologie hervorragend für den Testbetrieb geeignet wäre. Die kurvenreiche Strecke mit Steigungen und Gefällen und jahreszeitlich strengen klimatischen Bedingungen biete eine für einen Testbetrieb geradezu optimale Herausforderung. Das Siemens-Modell könnte auf diesem Abschnitt unter anspruchsvollen Bedingungen auf seine Alltagstauglichkeit im Regelbetrieb erprobt werden. Außerdem erreiche der Mireo Plus H eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und habe hinsichtlich der Beschleunigung und der Neigetechnik Vorteile zum bislang diskutierten Alstom Modell. Er könnte sich damit in den bestehenden Fahrplan optimal einfügen und einen Dieselzug der bestehenden Flotte problemlos ersetzen. Die wissenschaftliche Begleitung könne durch die Hochschule Kempten erfolgen. Unter anderem durch das große Engagement der Unternehmen vor Ort und Prof. Dr. Mehr von der Kemptener Hochschule begleitet das Allgäu bereits die zwei Förderprogramme „HyAllgäu“ sowie „cleanEngine“. Die Hochschule Kempten biete zum einen eine bayernweit anerkannte Expertise in diesem Forschungsbereich, zum anderen bestünde durch die Förderkulisse die Chance, Fördermittel für die zumindest teilweise Finanzierung des Probebetriebs des ca. 7,5 Mio. Euro teuren Siemens Mireo Plus H zu akquirieren. Neben einem großen Netzwerk aus Wirtschaftsakteuren zur Herstellung, Verteilung und Nutzung grünen Wasserstoffs bestehe laut Thomae im Allgäu dank der seit dem Jahr 2018 stattfindenden „Runden Tische Wasserstoffzukunftsregion Allgäu“ bereits ein Netzwerk verschiedener Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Allgäuer Unternehmen seien bereit, Kapital in die Wasserstofftechnologie zu investieren und haben dies teilweise auch schon getan. Zusätzlich könnte die Allgäu GmbH diesen Prozess aktiv begleiten. „Eine Vollelektrifizierung der Strecken von München und Augsburg über Buchloe nach Füssen, Oberstdorf und Lindau ist allen Überlegungen zum Trotz in absehbarer Zeit realistisch nicht zu erwarten. Mit einem Probebetrieb des Siemens Mireo Plus H könnte indessen ein erster Schritt in das Nachdieselzeitalter auf den Allgäuer Bahnstrecken getan werden“, appelliert Thomae in seinem Brief an Wirtschaftsminister Aiwanger und Verkehrsministerin Schreyer abschließend.